Ein paar Monate bevor ich Ende 2013 die Möglichkeit hatte mich selbstständig zu machen, spielte ich nicht mal ansatzweise mit dem Gedanken daran. Für mich stand immer fest: Wenn schon, denn schon! Doch wie das mit „Babys“ so ist: Es gibt keinen optimalen Zeitpunkt. Das sollte auch schon meine erste Lektion sein. Einfach tun.
Dennoch: Beide Welten lassen sich verbinden. Das „Einfach tun“, also spontan Entscheidungen treffen und das vorausschauende Planen. Beides gleichermaßen wichtig. Doch dazu später mehr.
Die Möglichkeit bot sich schließlich doch und so nutzte ich Sie nach 2 schlaflosen Nächten, in denen ich das Für und Wieder abwog. Eines vorweg: Die Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut, auch wenn sie mittlerweile wesentlich mehr Tragweite hat.
Das Hochseil der Selbstständigkeit
Zu meinem großen Glück tanze ich auf dem Hochseil der Selbstständigkeit nicht ohne eingehakte Sicherung, die dank meines Nachbarn zustande kam. So bin ich nach wie vor für 20 Stunden in einem mittelständischen Unternehmen in der Kleinsölk beschäftigt und stehe diesem mit Rat und Tat zur Seite. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich kann an dieser Stelle auch nur jedem den Tipp geben, der eine Selbstständigkeit anstrebt und nicht das finanzielle Polster hat, das erste Jahr aus dem Stegreif zu überstehen, sich genau solch eine Stelle zu suchen, oder mit seinem derzeitigen Arbeitgeber offen über diese Möglichkeit zu sprechen.
Oft begegne ich Menschen die sich nichts sehnlicher Wünschen als Ihren eigenen Weg zu gehen und dabei in Ihren 40-50 Stunden-Denken so gefangen sind, dass sie diese doch eigentlich naheliegende Option nicht mal sehen.
Die ersten Monate liefen wie geschmiert
Während ich zu Beginn dachte, ich hätte bereits ein großes Netzwerk, so verdoppelte und verdreifachte sich dieses binnen eines Jahres. Ich habe Menschen und Unternehmen kennengelernt, die so hoch spezialisiert sind, dass man sich immer wieder den dämlichen Satz sagen hört: „Wusste gar nicht das es so etwas gibt.“
Einige der schönsten Momente waren natürlich Anfragen von Kunden. Auch direkt über meine Website oder Gespräche mit potenziellen Neukunden bei einem Café. Tatsächlich wurden jedoch die meisten mit dem „medienvirus“ über das Netzwerk infiziert. An dieser Stelle der obligatorische, aber nichtsdestotrotz wichtigste Tipp: Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken. Schaut über den Tellerrand hinaus und seht die Möglichkeiten die vor Euch liegen. Lernt immer wieder neue Menschen kennen. Ja, es braucht manchmal eine Portion Gelassenheit, um nicht bei jedem zweiten Kontakt zu denken „Wofür sollte das gut sein?“ – Ihr könnt es nie wissen und wäret ganz schön überrascht, was sich so alles ergibt. Manche Dinge muss man einfach auf sich zukommen lassen. Andere entfalten erst viel später und zu einem ungeahnten Zeitpunkt ihre volle Wirkung.
Man liebt Ursache und Wirkung zu verwechseln.
– Johann Wolfgang von Goethe
Creativwirtschaft Hoch 3
Schon relativ früh bewarb ich mich zu einem Coaching der besonderen Art und hatte damit instinktiv genau das Richtige gemacht. In einem Beitrag hatte ich ja den ersten Coachingtag beschrieben. Mein Ziel zum Start meiner Agentur war und ist es immer noch, mir immer wieder Freiräume zum Lernen einzurichten. Zwar habe ich dies nicht so strukturiert getan, wie ich es gern gehabt hätte und auch nicht so fachspezifisch, dafür aber mit umso mehr Spaß und mit umso wichtigerem Unternehmerinput.
Ich glaube das wird langfristig den Kurs besser halten als das X-te Photoshop oder Coding Tutorial. C-Hoch3 hatte noch einige weitere große Vorteile: Ich lernte auf eine völlig neue Art zu netzwerken, erweiterte Selbiges und habe neue Menschen kennengelernt, von denen ich heute einige zu sehr guten Freunden zählen darf. Eine wundervolle Erfahrung.
Weiterlernen
Doch ich wollte mehr und hatte Blut geleckt. C-Hoch3 hat seinen Schwerpunkt eher im Bereich des kreativen Netzwerkens und der Unternehmerfortbildung. Wie kann ich Zeiten nutzen, in denen ich unterwegs zu einem Kunden war, oder auf einem Besuch nach Berlin stundenlang im Auto sitze? Radio mit stakkatoartigen schlechten Nachrichten oder mehr Werbung als Musik? Nein, danke. Anstatt dessen habe ich mir ein Audible Abo gegönnt. Damit ließen sich diese Zeiten sehr viel besser nutzen.
Es ist nicht nur schön dazu lernen, sondern vor allem in vorhandenem Wissen bestätigt zu werden. Und das Beste: Mir wurde während der Fahrten nie langweilig. Ihr merkt schon: Ein Blogbeitrag voller Tipps.
Hier also der Nächste: Nutzt jede freie Sekunde zum Lernen. Erweitert aber nicht nur sinnlos Euren Werkzeugkasten. Denn das beste Werkzeug ist in den Händen eines Ungeübten, nicht mal das Material wert, aus dem Es geschaffen worden ist
Startups und andere sponsored Projekte
Im Rahmen des C-Hoch3 Coachings wird ein gemeinschaftliches Projekt gefunden für das sich alle Beteiligten innerlich verpflichten ihren persönlichen und fachlichen Beitrag zu geben. Es entstanden einige sehr interessante Projekte, die heute eher den Titel Startups verdienen. Über C-Hoch3 hinaus manifestierte sich in mir die Idee, auch andere Startups mit zu betreuen und voran zu bringen. Zum Teil stellte sich dies als gute Idee, zum Teil als Zeitverschwendung heraus. Man muss sehr genau schauen, mit welchen Menschen man sich einlässt, welche Unternehmen, welche Ideen wirklich unterstützenswert sind. In letzter Instanz geht es jedoch um zwei wichtige Komponenten: Mensch und Idee. Wenn man auch nur das geringste Unbehagen bezüglich der Kooperationspartner hat, empfehle ich dringend diese ganz offen auf den Tisch zu legen, oder wenn man – aus welchen Gründen auch immer – dies nicht tun kann, es schlicht zu lassen.
Dasselbe gilt für die Idee. Es geht hier nicht um Überzeugung, sondern um einen kalten Schauer, der einem den Rücken runterläuft. Es geht um eine Gänsehaut, wenn man nur an die vielen Möglichkeiten denkt. Es geht um echte Begeisterung. So etwas sieht man sofort in den Augen seines Gegenübers. Wenn demjenigen schon die Tränen in die Augen schießen, wenn er nur 2 Minuten über seine Idee gesprochen hat, meint er es vermutlich ziemlich ernst und hat sich intensiv mit der Thematik beschäftigt. Was Ihr dann von der Idee hört, ist nur die Spitze des Eisbergs. Kann man dieses Feuer aber nicht nachempfinden: Finger weg! Man wird nie dasselbe Herzblut in das Projekt stecken, dass es so dringend nötig hat. Damit steht man sich selbst, einer potenziell tollen Idee und dem Partner im Weg. Eine Anleitung und guter Nährboden für Konflikte und Projekte, die nicht in die Luft gebracht werden. Braucht das irgendjemand? Dachte ich mir.
Ein Mann mit einer Überzeugung ist stärker als 99 Leute mit Interessen.
– John Stuart Mill
Ich will damit nicht sagen, dass man komplett die Finger von Start-up-Unterstützung lassen sollte. Nach wie vor bin ich an einigen Start-up-Ideen beteiligt, dennoch schaue ich mittlerweile genau hin, wie viel Ressourcen ich persönlich in ein Projekt reinstecke. Das ist der erste Wermutstropfen in diesem ersten Jahr. Ich habe für meinen Geschmack zu viel Zeit in solche Projekte gesteckt und natürlich fühlt man sich im Nachhinein ausgenutzt, da man gerade bei Start-up-Projekten häufig unentgeltlich arbeitet, weil die Hoffnung ja darin liegt, damit später auch monetär erfolgreich zu werden. Doch wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist: Man ist seines eigenen Glückes Schmied. Jederzeit stand mir die Option offen schlicht „Nein“ zu sagen, oder auf mein unbehagliches Bauchgefühl zu hören. Anfangs dachte ich, diese Lektion schon lange gelernt zu haben. Doch in der Selbstständigkeit ist es noch mal etwas anderes.
Schlechte Zeiten
Nein – es war bei Weitem nicht alles rosig und toll. Es gab auch schlechte Zeiten und ich schäme mich nicht, diese zu veröffentlichen. Auch wenn man manche Dinge vielleicht nicht ungeschehen machen kann, so kann man zumindest daraus für die Zukunft lernen. Angerissen hatte ich ja das ein oder andere gescheiterte Start-up-Projekt. Mitte des Jahres kam leider dazu, dass ich zu viel Zeit in mein eigenes Unternehmen investierte und meine langjährige Beziehung zu meiner Partnerin darunter litt. So etwas hört und liest man eigentlich immer nur in Kursen und Handouts für Unternehmensgründer. Da gibt es dann immer diese psychologischen Testfragen: „Ist Ihre Partnerschaft stabil?“, oder „Haben Sie genug Zeit für Ihre Lebenspartnerin eingeplant“, „Weiß Ihre Partnerin, was eine Selbstständigkeit für sie beide bedeutet?“ Usw., usw., usw. Das Ende vom Lied kann sich jeder vorstellen und die privaten Details zu dem ganzen Tohuwabohu kennen nur meine besten Freunde (Und das bleibt auch so).
Warum schreibe ich so etwas privates hier so offen? Nun, man(n) hat an einem solchen Fiasko monatelang zu knabbern. Das ist nichts Neues, aber in einer Selbstständigkeit hat man eigentlich keine Zeit für solche innerlichen Bremsen. Die streckenweise mangelnde positive Energie lässt einen einfach nicht mehr mit so viel Elan und Energie arbeiten wie sonst. Ich möchte betonen, dass kein Projekt qualitativ darunter gelitten hat, oder dass ich etwa in der Rechnungsstellung komisch geworden bin. Das alles trifft nicht zu – ganz im Gegenteil.
Vielmehr gab es Auswirkungen in der Neukundenakquise, da man einfach nicht mehr positiv und voller Energie überzeugen konnte. Oder man hat abends den geplanten Blogbeitrag wieder mal verschoben. Genauso das Tutorial, Webinar, etc. Auch einige Agenturziele wie der Aufbau eines DVD-Lernprogramms litten darunter, oder wurden langsamer als geplant fertiggestellt.
Fazit und Tipp: Achtet auf Eure Partnerschaften. Abgedroschen, aber sehr wahr: Ihr merkt erst, wie viel Halt diese Euch gegeben haben, wenn sie weggebrochen sind. Privater Part Over and Out.
Ein bisschen Sonnenschein
Nach Regen kommt auch wieder ein bisschen Sonnenschein. Ein Highlight zum Ende des Jahres war die fest eingeplante SEOkomm. Schon in den Agenturzielen wurde der Besuch angekündigt. Die SEOkomm war ein Riesenevent und komplett ausgebucht. 3.000 Besucher, zahllose Speaker und ein Track interessanter als der Nächste. Auch hier wurde ich in vielen Wissensbereichen bestätigt und konnte viel neuen Input mitnehmen.
Ich denke ich werde die SEOkomm alle zwei bis drei Jahre fest in meinen Agenturplan aufnehmen. Es gibt ja noch viele weitere Konferenzen, die man besuchen kann. Unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch nicht der ContentDay, welcher Anfang 2013 stattfand. Dieser war zwar bei Weitem nicht so groß wie die SEOkomm, jedoch für mich als Konferenzmuffel ein geniales Erlebnis. Die Speaker, Inhalte und das Netzwerken standen der SEOkomm in nichts nach. Ich war sehr froh und dankbar dass ich bei dem aller ersten ContentDay in Salzburg dabei sein durfte. Mit ein bisschen Glück werde ich sogar Blogpartner des Contentdays 2015!
Fazit
Ein turbulentes Jahr. Streckenweise turbulenter als ich es eigentlich haben wollte. Ich habe an spannenden Projekten gearbeitet, mehr dazu gelernt, als ich für möglich gehalten habe und Ziele verwirklicht, die ich so gar nicht eingeplant hatte, die mich und die Agentur aber weiter nach vorn gebracht haben.
Für das nächste Jahr steht auf meiner Agenda, alles etwas strukturierter anzupacken. Ebenso werden Ziele aus dem letzten Jahr weiter vorangetrieben und realisiert. Seit einigen Wochen ist ein Social-Media Basis Kurs in der Entwicklung und fast abgeschlossen. Dieser hat bereits zahlreiche Interessenten gefunden.
Des Weiteren wird es Auskopplungen von medienvirus geben. Wer sich mein Logo etwas genauer angesehen hat, weiß das ich dies schon bei der Gründung im Sinn hatte. So wird es z.B. ein spezielles Programm für Fotografen geben. Der Social-Media Basis Kurs wird Part dieses Angebots werden. Ihr dürft also gespannt bleiben.
Danke
Abschließend möchte ich mich bei allen Kunden, Partnern, Freunden und meiner Familie von ganzem Herzen bedanken. Auch wenn ich für den Einen oder Anderen nicht so viel Zeit hatte, wie ich es mir gewünscht habe, so denke ich ganz viel an Euch – im speziellen meine Familie aus Berlin.
Danke für Euer Verständnis und ich freue mich auf ein erfolgreiches, tolles und spannendes Jahr 2015 mit Euch.
Auch im Jahr 2015 halte ich an dem 1% Verantwortungsprojekt fest. Dank Euch kam einiges an Spenden für die St. Anna Kinderkrebsforschung zusammen! Weitere News folgen in Newslettern, hier im Blog und auf Facebook. Wenn ihr Euch nicht schon für den Newsletter eingetragen habt, könnt Ihr das ganz unten, weiter oben an der rechten Seite, oder ganz oben unkompliziert nachholen.
Keine Schuld ist dringender als die, Danke zu sagen.
– Marcus Tullius Cicero
Bleibt nur noch zu sagen: Wir wünschen allen Kunden, Partnern, Freunden und der Familie eine besinnliche Weihnachtszeit sowie einen guten Rutsch ins Jahr 2015!
Euer Jens, Inhaber Agentur medienvirus – get infected